Unzureichender Schlaf – Ursachen, Typen und Behandlungsansätze
Zur Diagnose „Schlaflosigkeit“ gehören verschiedene Aspekte. Neben der Unzufriedenheit mit dem Schlaf (durch Einschlaf- oder Durschlafstörungen) in mindestens drei Nächten in der Woche berichten Betroffene dabei von weiteren Symptomen, wie Stimmungsschwankungen, Schläfrigkeit oder einer beeinträchtigten Aufmerksamkeit, über einen Zeitraum von mehreren Monaten. Aus fachlicher Sicht wird der unzureichende Schlaf mit einer Vielzahl von Funktionsstörungen in Verbindung gebracht – wie zum Beispiel auf der hormonellen Ebene, in Bezug zum Stoffwechsel oder zu neurologischen Prozessen. Es lohnt sich also, sich mit diesem Thema intensiver zu beschäftigen.
Beeinflussende Faktoren einer Schlaflosigkeit
Prädisposition:
- Genetische Faktoren (familiäre Veranlagung)
- Individuen mit Angststörungen, Depressionen oder anderen Krankheitsbildern
Auslöser:
- Stress (akut oder chronisch)
- Lebensereignisse (Veränderungen oder belastende Ereignisse)
- Schlafumgebung, Schlafzeiten und Schlafgewohnheiten
Aufrechterhaltung:
- Verstärkende Gedanken und Ängste (Sorgen und Gedanken über negative Konsequenzen)
- Verhaltensmuster (Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus)
Hierbei können die einzelnen Faktoren nicht immer trennscharf voneinander abgegrenzt werden. Bei der Betrachtung einzelner Fälle wird hingegen deutlich, dass es sich um eine komplexe Störung handelt, die von vielen individuellen und interagierenden Faktoren beeinflusst wird.
Ausprägungen und Formen einer Schlafstörung
Schlaf-Wach-Störungen
Unser Schlaf und unsere Phasen des Wachseins werden durch homöostatische Faktoren (z.B. Schlafbedarf und Zeiträume) sowie durch unser sogenanntes zirkadianes System („Biologischer Rhythmus“) zeitlich abgestimmt. In der Regel beginnt unser Schlaf etwa zwei Stunden nach Beginn der Melatonin-Ausschüttung. Störungen treten hier in zwei unterschiedlichen Varianten auf:
- Verzögerte Schlaf-Wach-Phase: Der Schlaf tritt systematisch später auf als erforderlich.
- Vorverlegte Schlaf-Wach-Phase: Der Schlaf tritt systematisch früher auf als erforderlich.
Die Diagnose von Schlaf-Wach-Störungen gestaltet sich schwierig, da eine genaue Bestimmung der zirkadianen Phasen – unter Messung von Melatonin und ggf. der Körperkerntemperatur – notwendig, aber auch aufwendig ist.
Bei der Behandlung entsprechender Schlaf-Wach-Störungen wird in Bezug zum zirkadianen Rhythmus – also zeitlich abgestimmt – helles oder blaues Licht (morgens bei verzögerten und nachmittags bei vorverlegten Phase-Störungen). Hinzu kommt exogenes Melatonin bei verzögerten Schlaf-Wach-Phasen (ca. eine Stunde vor der gewünschten Schlafenszeit).
Schlafapnoe
Sofern im Schlaf Atempausen auftreten, sprechen wir von einer Schlafapnoe. Dabei werden drei Arten voneinander unterschieden:
- Obstruktive Schlafapnoe: Aufgrund des Kollapses der oberen Atemwege kommt es zu einem Atemstillstand von mindestens zehn Sekunden.
- Zentrale Schlafapnoe: Es tritt eine Unterbrechung des Luftstroms auf, da keine Anstrengung zum Atmen vorhanden ist – in der Regel liegt hier eine Störung der Atmungskontrollzentren im Gehirn vor.
- Komplexe Schlafapnoe: Hierbei handelt es sich um eine Kombination aus obstruktiver und zentraler Apnoe.
Die klinischen Symptome der Schlafapnoe umfassen häufig lautes Schnarchen, Ersticken oder Keuchen bzw. Bettpartner beobachtete Atempausen. Übermäßige Schläfrigkeit und Müdigkeit sowie morgendliche Kopfschmerzen haben eine beeinträchtigende Wirkung auf die Lebensqualität. Wenn die Schlafapnoe unbehandelt bleibt, können schwerwiegende gesundheitliche Folgen entstehen, wie z.B. ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder kognitive Beeinträchtigungen.
Eine Diagnose von Schlafapnoe kann durch eine Polysomnographie (Messung unterschiedlicher Körperfunktionen während des Schlafs) gestellt werden – bei der die Schwere der Apnoe anhand der Anzahl der Atemereignisse pro Stunde Schlaf bestimmt wird.
Zur Behandlung von leichten Fällen von obstruktiver Schlafapnoe können konservative Methoden wie Gewichtsabnahme und die Vermeidung der Rückenlage herangezogen werden. Die am häufigsten verwendete und primäre Behandlung ist die Atemwegsdrucktherapie, bei der kontinuierlich Luft in die Nase strömt – wodurch die subjektive Tagesmüdigkeit reduziert, kognitive Funktionen verbessert und die Stimmung sowie die Lebensqualität der Betroffenen wirksam erhöht werden.
Restless-Leg-Syndrom
Das Restless-Leg-Syndrom ist durch einen unangenehmen, am Abend und in der Nacht intensiven Drang gekennzeichnet, die Gliedmaßen im Ruhezustand zu bewegen. Die Ursachen für dieses Syndrom sind nicht direkt bekannt (idiopathisch) bzw. können in einer bereits zugrundeliegenden Erkrankung liegen (sekundär). In diesem Kontext werden vor allem neurologische Krankheitsmuster oder Eisenmangel genannt.
Die Diagnose erfolgt anhand einer klinischen Anamnese, in der die aktuellen Beschwerden, die gesundheitliche Vorgeschichte, besondere Dispositionen (z.B. Allergien), die Lebensumstände und das genetische Risiko des Patienten erfasst werden.
Das Restless-Leg-Syndrom wird medikamentös – in erster Linie mit Eisen und dopaminergen Mitteln – behandelt.
Fazit
Da Schlaf etwa ein Drittel unseres Lebens ausmacht, kann eine Störung oder Unterbrechung erhebliche negative Auswirkungen auf unsere Lebensqualität haben. Das individuelle Stress-Empfinden wird entsprechend beeinträchtigt und unsere Regenerationsfähigkeit wird nachhaltig heruntergefahren. Aus diesem Grund sollten auftretende Schlafstörungen umgehend behandelt und eine Überweisung zu den verschiedenen Fachbereichen (von der Neurologie über die Pneumologie bis hin zur Kardiologie) in Betracht gezogen werden.
Quelle und weiterführende Informationen:
HEIDBREDER, TRENKWALDER et. al.: Restless Legs Syndrom. Deutsche Gesellschaft für Neurologie und Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM), 2022.