Die Abwärtsspirale zwischen Krankenständen und Überlastungen
Die aktuellen Zahlen der Bertelsmann-Stiftung belegen (leider) einen in der Praxis häufig genannten Satz: "An gute frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung ist aufgrund der Personalsituation gar nicht mehr zu denken!" Die Datenanalyse ergab dabei für das Jahr 2023, dass Beschäftigte in der Kinderbetreuung und -erziehung im Durchschnitt 30 Tage arbeitsunfähig waren - gegenüber rund 20 Tagen im Durchschnitt aller Berufsgruppen in Deutschland.
Am häufigsten sind Erzieherinnen und Erzieher aufgrund von Atemwegsinfektionen krankheitsbedingt ausgefallen - auf Platz zwei folgen bereits psychische Erkrankungen mit einem Anteil an 20% an den gesamten AU-Tagen. Insbesondere die Arbeitsunfähigkeitstage infolge dieser psycho-sozialen Belastungen sind im Kita-Bereich in den letzten Jahren stark angestiegen (und damit ebenfalls deutlicher höher als der Bundes-Durchschnitt aller Berufsgruppen). Die Krankheitstage führen zu einem Großteil der Ausfallzeiten beim Kita-Personal. Den übrigen Teil machen Urlaub und Fortbildung aus. Laut den Berechnungen lagen die Ausfallzeiten in den Kitas 2023 im bundesweiten Durchschnitt bei knapp 18 Prozent der jährlichen Arbeitszeit einer Vollzeitkraft.
Starke Kinder brauchen starke Kitas
Dort, wo Personal fehlt, wird schnell der Ruf nach neuen Mitarbeitern laut. Die Berechnungen hierfür sind einfach: Legt man die aktuellen Ausfallzeiten je Bundesland zugrunde, müssten bundesweit zusätzlich knapp 97.000 vollzeitbeschäftigte Fachkräfte für Vertretungen eingestellt werden. Die zusätzlichen Personalkosten würden 5,8 Milliarden Euro pro Jahr betragen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte über Vertretungsgarantien bei Ausfallzeiten warnen erfahrene Fachkräfte aber auch davor, pädagogisch unzureichend qualifizierte Mitarbeitende auf die Personalbemessung anzurechnen: "Denn Beschäftigte ohne ausreichende pädagogische Qualifikationen müssen in der Arbeit mit den Kindern enger durch die vorhandenen Fachkräfte begleitet werden, was deren Zeit wiederum zusätzlich beansprucht." Die Kindertageseinrichtungen unterstützen Eltern bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. In erster Linie sind sie aber für gute frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung der Kinder verantwortlich – und die gibt es nur mit qualifiziertem und gesundem Personal.
Neben der Statistik sagt die Wahrnehmung vieler Erzieherinnen und Erzieher: "Immer mehr Fachkräfte scheiden altersbedingt aus dem Berufsleben aus.", "Immer mehr Fachkräfte fallen krankheitsbedingt aus." oder "Immer mehr Fachkräfte verlassen (aufgrund der sinkenden Motivation) das Berufsfeld."
Aus diesem Grund haben wir unsere Projektidee "Gesunde Mitarbeiter für eine gesunde Kita" ins Leben gerufen, um durch die Beratung und die verschiedenen Angebote
...die Einrichtungen weiter zu entwickeln,
...den Teams zunehmende Kontinuität in der Zusammenarbeit zu ermöglichen,
...die einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nachhaltig zu stärken und
...den oben dargestellten Teufelskreis zu durchbrechen.
Gesunde Mitarbeiter für eine gesunde Kita
Quelle und weiterführende Informationen:
BERTELSMANN-STIFTUNG/AKKO: Krankenstand in Berufen der Kindertagesbetreuung und -erziehung. Bertelsmann, 2024.